Soziopod Radio Edition #010: Live in Frankfurt – Erziehung: Helikopter oder Blindflug?

 

https://youtu.be/pHModKs8fz0

Alle 14 Tage sind wir Mittwochs um 21:05 Uhr auf Bremen Zwei im Radio zu hören.[cryptothanks]


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3 Antworten zu „Soziopod Radio Edition #010: Live in Frankfurt – Erziehung: Helikopter oder Blindflug?“

  1. Sehr geehrter Herr Köbel,

    ich bin immer wieder am Überlegen ob und ich im welchem Umfang ich Ihre Sendungen kommentiere, da ich leider nicht weiß ob meine Ansichten für Sie überhaupt von Interesse sind und sie davon erfahren. Im Folgenden von mir ein paar Überlegungen zu den in dieser Sendung verwendeten Begriffen. Welche sicher nicht dem üblichen Verständnis und Verwendung dieser Begriffe entsprechen mag, da Sprache ebenso ein Herrschaftsinstrument ist und Verschleierung dabei hilft die realen Machtverhältnisse zu schützen.

    Bildung: Unter einem positiven Verständnis von Bildung würde ich ausschließlich Angebote zur Vermittlung von Wissen verstehen, welche vom Vermittelnden ohne Ziel erfolgt und vom Lernenden freiwillig in Anspruch genommen wird. Entsprechend ist sowohl das, was in Schulen als auch zum größten Teil in Ausbildung und Studium erfolgt, keine Bildung sondern Erziehung. Es geht nicht um Wissensvermittlung, sondern darum Menschen in bestimmte Funktionen einzupassen. Natürlich ist dieses nicht unbedingt die innere Intention der Lehrenden aber es ist die Aufgabenstellung der Institutionen.

    Erziehung: Ist alles was dazu dient, dass Menschen dahingehend manipuliert werden sich so zu verhalten wie es der Vorstellung anderer entspricht. Ohne argumentativ jemanden zu überzeugen und ihm die Freiheit zu lassen, sich auch anderes verhalten zu dürfen. Stattdessen wird ein bestimmtes Verhalten eingefordert und durch Aufbau von Druck bis hin zu Zwang durchgesetzt, indem auf Moral und Gewalt sowie andere Konstrukte wie zum Beispiel Kultur, Schuld, Normalität oder Recht und Gesetz, Bezug genommen wird. Manipulation besitzt für mich keine negative Bedeutung, da wir alle ständig unser Umfeld manipulieren, um unsere Ziele zu erreichen. Meine Unterscheidung ob ich eine Manipulation als akzeptabel ansehe oder nicht liegt im gewählten Mittel. Während ich Lügen und Gewalt eher ablehnend gegenüber stehe, sind Argumentation und Logik für mich eher akzeptable Mittel zur Manipulation.

    Verantwortung: Verantwortung kann jemand nur für seine Gedanken und seine Handlungen übernehmen. Verantwortung für Dinge übernehmen zu sollen, welche nicht durch ausschließlich eigenen Handlungen erreicht werden kann, ist wiederum eine Form der Manipulation mit dem Versuch Menschen durch Schuld zu erziehen. Die Vorstellung, die Eltern sollten Verantwortung dafür übernehmen, das ihre Kinder „fit gemacht werden für die Gesellschaft in der sie leben“, schafft aus meiner Sicht wiederum die Grundlage dafür, dass Eltern gezwungen werden ihrerseits Zwang auf die Kinder auszuüben, um sie zu erziehen. Die Eltern können nur Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen aber nicht dafür, dass das Kind „fit für die Gesellschaft“ wird, denn auch ein Kind ist immer ein autonomer Mensch. Aus meiner Sicht ist es Hilfreich sich die Grenzen der eigenen Wirkungsmacht bewusst zu machen und damit Menschen, insbesondere Kinder, vor Übergriffen zu schützen, weil die verantwortlich gemachten Eltern nicht mehr aus der Ohnmacht heraus dem kleinen Menschen (http://www.bertrandstern.de/vortragsthemen/sind-kinder-auch-menschen-kinderrechte-und-demokratische-gesellschaft/) versuchen ihm mit allen Mitteln eine bestimmte Form aufzuzwingen.

    Mündigkeit: Ein Hilfsmittel welches nur in Verbindung mit Macht erklärbar ist und der Vorstellung entspringt andere Menschen bevormunden zu dürfen. Wenn ich jemanden bevormunden will, spreche ich ihm kurzerhand in dem Bereich der Bevormundung die Kompetenz ab und mache ihm die Fähigkeit streitig für sich selbst entscheiden zu können. Dann muss ich mich mit ihm nicht inhaltlich auseinander setzen und habe es leichter meine Interessen durchzusetzen. Ersichtlich wird dieses an der vollkommen willkürlich definierten Grenze von Unmündigkeit zur Mündigkeit im Rahmen der Volljährigkeit. Insofern wäre es auf jeden Fall zu bevorzugen lieber von Kompetenzen/Fähigkeiten zu sprechen mit genau definierten objektiven Kriterien. Der Begriff Mündigkeit ist obsolet.

    Mit freundlichen Grüße
    Martin Finger

  2. Jörg

    Hallo Ihr Lieben,
    das war mal wieder eine ECHT gute Folge, so wie ich sie von Euch liebe. Tausend Anregungen von denen aus man weiter sinnieren kann. Und auch echt Neues, das ich als völlig Unbedarfter ,in Sachen Pädagogik, lernen konnte. Super.
    Der Philosoph in Euch (Unterstellung 😉 versucht Begriffe wie Bildung, Erziehung, Mündigkeit zu präzisieren. Muss man ja auch, wie sollte man sonst drüber reden können. IMHO ist das Problem bei gerade diesen Begriffen, dass sie schwammig und überlappend sind und sehr schnell überfrachtet werden. Bspw. „Mündigkeit“ schreibt man meist jemanden anderen zu oder eben nicht. Das ist willkürlich und subjektiv. Mag sein dass eine Gruppe dem dann zustimmt, damit wird es aber keineswegs „objektiv“. Als Mittel für schnelle Entscheidungen (der ist mündig genug, damit er Auto fahren darf ohne zu großen Schade anzurichten) sind solche Begriffe geeignet. Einen absoluten Maßstab oder ein vollständige Abdeckung aller Aspekte gibt es jedoch nicht… Ziel kann also maximal ein gutes, wechselseitiges Verständnis sein. Eine präzise Definition oder Abgrenzung muss aber scheitern.
    Das soll Euch jetzt nicht frustrieren (schaffe ich eh nicht), im Gegenteil. Es hält die Aufmerksamkeit wach, dass es viele Blickwinkel gibt, aus der man eine Sache beleuchten kann.

  3. Ihr Lieben, ich bin immer wieder dankbar für Eure tollen Beiträge!

    Dabei ähnlich wie mein Vorredner am Überlegen, welche Funktion ein Kommentar erfüllen könnte.
    Nun aber finde ich es großartig, dass Ihr Euch aktuellen Themen so versiert stellt und Meinungen aus diversen Ecken anhört. Dass Ihr Menschen zum Dialog einlädt und dabei auch interessiert zuhört.
    Zu den Inhalten der Sendung ließe sich viel diskutieren. Je nach Perspektive der Dozentin, der Wissenschaftlerin oder eben der Mutter usw. usf.
    Ob bei der Verführung der Vereinfachung oder auch bei dem Druck, welcher uns systematisch begegnet: ich wünschte uns allen ein paar weitere Perspektiven und Ruhe. Entspannt und verlangsamt könnten wir allein oder auch mit anderen vermehrt reflektieren, anstatt vielleicht diverse Einflussfaktoren in einen Korb zu werfen und von den „Helikoptereltern“ oder den „Millenias“ o.a. zu sprechen. Auf diesem Wege könnten wir uns vielleicht der Kraft der eigenen – stets dynamischen! – Kultur, der (auch katholisch geprägten) Schuldidee in unserem Dasein und Handeln (vgl. das Wort Ent-Schuldigung; ´mea culpa´ im katholischen Gebet) und auch der Möglichkeit bewusst werden, auch emphatisch und liebevoll sein zu können. Uns selbst und auch anderen gegenüber. Trivial und doch nicht immer leicht. Umso mehr in den Räumen, in denen wir multinational aneinander erziehen, bilden, kommunizieren. Die #Bilder, mit welchen wir da unterwegs sind, welche wir auf andere ununterbrochen projizieren und ablehnen, sollen vermeintlich für eigene Sicherheit sorgen. Wo sie hinführen sehen wir in so manchen Interaktionen. Ganz herzliche Grüße, Katarzyna

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