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Alle 14 Tage sind wir Mittwochs um 21:05 Uhr auf Bremen Zwei im Radio zu hören.
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Wieder einmal Danke für die tolle Folge.
Was konkret könnte Bildung heißen? Vll. gibt dieser Podcast ein Beispiel: https://forschergeist.de/podcast/fg043-schule-und-lernen-in-der-digitalen-welt/
Hallo Freunde,
ich bin ein riesen Fan des Soziopod, kenne jede Folge und hab mich mit euch damals u.a. auf das Staatsexamen vorbereitet. Vielen Dank für alles! Aber heute muss ich endlich einmal einen wissenschaftlich-korrektiv motivierten Kommentar schreiben. Mich wundert es inzwischen immer mal wieder sehr, dass Ihr Diltheys Garten erwähnt, jedoch selbst nicht immer sauber trennt, obwohl es möglich wäre. Ich liste einfach mal auf, damit die Philosophen für die Hörer Philosophen bleiben:
1. Kant ist weder selbst Konstruktivist noch der Vater des Konstruktivismus. Die Kant-Forschung ist sich weitgehend darüber einig, dass Kant sein „Ding an sich“ gerade deshalb konzipiert hat, damit er dem Konstruktivismus (im heutigen Sinne) entgehen kann. DIE Welt ist bei ihm verbindlich für uns Menschen auf eine bestimmte Art und Weise erkennbar, und dass muss sie sein, sonst könnte Kant darauf nicht seine Ethik aufbauen.
2. Der heutige Konstruktivismus ist ganz klar psychologischer Natur und damit naturwissenschaftlich. Ausgangspunkt ist Piaget (in Folge Kumpel Glasersfeld), der zwar auf Kant rekurriert, aber entschieden darauf verweist, dass er den transzendentalen Argumentationsstrang verlässt und eine rein empirische Basis einnehmen möchte. Es geht dem Konstruktivismus daher nicht um Geltung, sondern nur um die Genese unseres Erkenntnisvermögens. Dabei wird die ganze Metaphysik beiseite gelassen. Daran sieht man gut, dass Schopenhauer alles andere als ein Konstruktives war: „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Damit zeigt er doch ganz eindeutig, dass es ihm um das Ganze geht, um „Die Welt“. Eine ordentliche Portion Metaphysik inbegriffen.
3. Hier noch eine kleiner Impulse hinsichtlich der Frage nach der Normativität des Bildungsbegriffs von Humboldt – 1791 schreibt er an Georg Forster: „der wahren Moral erstes Gesetz ist: bilde dich selbst und nur ihr zweites: wirke auf andere durch das, was du bist“ (Humboldt 1791, S. 74f., in Leitzmann 1936). Es übrigens nicht ganz so klar, ob Humboldt durch Kant motiviert war. Was wir sicher wissen ist, dass Humboldt von der Antike motiviert war. Humboldt selbst schreibt dazu selbst in seiner Ideen-Schrift (1793): „das Ideal muss der Seele des Bildners jeder Art nur immer als unerreichbares Muster vor- schweben. Diese Gründe empfehlen demnach auch bei der am mindesten bezweifelten, konsequentesten Theorie mehr als gewöhnliche Vorsicht in der Anwendung derselben“. Ähnlich wie beim Platons Ideal des Guten, sollte evtl. Normativität gar nicht miteinfließen.
Was meint Ihr?
Liebe Grüße
Sebastian
Auf alle Fälle vielen Dank für diese Ergänzung und Korrektur. „Auf Kant rekurrieren“ ist da definitiv der präzisere Ansatz als Kant als den Gründer des Konstruktivismus zu bezeichnen.
Macht Ihr auch Mal einen Versprecher oder wird das alles rausgeschnitten? Was ihr auf jeden Fall macht, ist einen super Podcast! Eine Themenanregung hätte ich noch, und zwar die Lebensphilosophie um 1900. Über Dilthey habt ihr ja schon gesprochen. Das würde mich einfach interessieren.
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