Soziopod #030: Drogen Rausch Sucht Profit

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21 Antworten zu „Soziopod #030: Drogen Rausch Sucht Profit“

  1. Jürgen Bromant

    Na, da habt ihr das Thema „Drogen“ doch super gepackt! Allein der Aspekt „Drogen in der Psychotherapie“ ist schon sehr interessant. Ich habe mal einen Psychologen kennengelernt, der in den 80er Jahren mit Prof. Dr. Hanscarl Leuner in Göttigen zusammenarbeitete und bei LSD-Experimenten assistierte – Stichwort „psycholytische Therapie“. Unter anderem wurden dort heftigste Neurosen behandelt, mit eher ernüchterndem Ergebnis, da man zwar an die unbewussten Inhalte der Patienten herankam, die Bearbeitung aber durch die Intensität des Rausches eher schwierig war.

    Man konnte kaum kontrollieren, was man da zum Vorschein holte und oft mussten die Patienten mit entsprechenden Medikamenten beruhigt werden.

    Es gibt übrigens auch heute noch Forschung dieser Art, auch in Deutschland. Allerdings liegt der Schwerpunkt mehr auf MDMA und Psylocibin, die immerhin von der Wirkungsweise mit LSD verwandt sind, da sie auf serotonerge System wirken.

  2. Ich fand das Streitgespräch im Nachhinein sehr gut.. Zum einen wollte ich wirklich noch einmal darauf hinweisen dass gerade Koffein eine kulturell eingebettete Droge ist, die gut in die Gesellschaft passt, aber genau wie Alkohol. Nikotin oder Opium zu echten körperlichen Entzugserscheinungen führen kann.

    Dr. Köbel weist aber zu Recht daraufhin, dass Koffein im Gegensatz zu Alkohol keine soziale Zerrüttung oder einen immensen physischen oder psychischen Zerfall verursachen kann. Bei Alkoholismus ist der „Kollateralschaden“ dann doch etwas größer. Dennoch gibt es Millionen von Menschen, die mit Alkohol umgehen können, so wie es vermutlich viele Menschen geben würde, die mit anderen harten Drogen umgehen könnten und es vermutlich sogar tun. (Die Dunkelziffer ist da nicht ganz uninteressant, weil da natürlich nur die Mißbrauchsfälle auftauchen)

    Wobei es mir in diesem Streit nur darum geht Sucht erst einmal völlig losgelöst von der Substanz zu betrachten – was natürlich nur bedingt möglich ist, weil sowohl Substanz wie auch Psyche eine Rolle spielen. Aber ich glaube nach wie vor daran, dass man allein aufgrund der Beschaffenheit einer Substanz nicht automatisch in eine Sucht verfällt. Da gehört schon wirklich etwas mehr dazu. Umgekehrt stelle ich mir das schon vor. Oder anders formuliert: Wer Suchtpotenzial in sich trägt, der kann jeder Substanz oder Aktivität verfallen.

    Und Kaffee als Droge wiederum ist hochinteressant, denn es leben Millionen von Süchtigen in diesem Land und es stellt aber absolut kein Problem dar, weil niemand unmittelbar gesundheitlich und sozial beeinträchtigt ist. So schmal ist der Grad zwischen Droge und Lebensmittel. Und letztlich immer eine gesellschaftliche Konstruktion, maßgeblich beeinflusst durch ökonomische und politische Interessen.

  3. ɹǝpısuı

    Bei 18m30s spricht Patrick Breitenbach an, dass die (frei zitiert) gesundheitliche Schädigung bei Alkohol[-sucht] mindestens so schlimm wie eine Heroin[-sucht] oder Morphium[-sucht] sei. Da er diese Behauptung ohne Angabe von Belegen vorbringt, möchte ich etwas dazu beitragen:

    – SpOn-Artikel ‚Drogen-Ranking: Alkohol gefährdet Gesellschaft mehr als Heroin‘
    – Lancet-Paper von Prof. David Nutt et al aus jenem Spiegel-Artikel #pdf #source
    – und wer gesprochenes Englisch versteht, dem kann ich dazu dieses Video(-interview) empfehlen: ‚Professor David Nutt – Drug Science | London Real‘ #youtube
    Ist zwar alles aus der Sicht von Groß-Britannien, aber deswegen nicht viel weniger relevant.

    Die Klassifizierung nach Schadens- und Suchtpotential, wofür sich Dr. Köbel auch bei 1h28m ausspricht, basiert in weiten Teilen heute auch auf eben jener Studie

    Eine kurze Anmerkung noch zu den Shownotes: Es wäre toll wenn sich weitere Hörer eures Podcasts finden würden, die beim shownotes-schreiben mitmachen, denn momentan sind das nur @Quimoniz und ich. Wie das geht erfahrt ihr am besten hier im chat http://webchat.freenode.net/?channels=%23shownotes (schreibt mich (insiderr) dort einfach an). Kurz gesagt: sind wir zu dritt (und mehr) geht das in Echtzeit beim gemeinsamen anhören, aber bald auch asyncron.
    Btw, Herr Breitenbach: mein twitter-nick ganz oben ist falsch geschrieben.

    1. ɹǝpısuı

      also meine http-links in dem Kommentar hat’s völlig zerlegt. Ich probier’s nochmal:

      [1] = SpOn-Artikel http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/drogen-ranking-alkohol-gefaehrdet-gesellschaft-mehr-als-heroin-a-726432.html

      [2] = Lancet Paper von Prof. David Nutt (et al) http://www.sg.unimaas.nl/_OLD/oudelezingen/dddsd.pdf

      [3] = Video(-interview) mit Prof. David Nutt http://www.youtube.com/watch?v=lhx_zAauays

      [4] = Drogenklassifizierung http://de.wikipedia.org/wiki/Illegale_Droge#Klassifizierung_nach_Schadenspotenzial

    2. Sorry für den Nick-Fehler und Danke für den Hinweis auf @Quimoniz Darf ich ihn/sie auch namentlich erwähnen?

  4. Stefan Siegmann

    Also erstmal vielen Dank an die beiden Herren Breitenbach und Dr. Köbel. Ich höre euren Podcast nun seit Monaten regelmässig und mit Andacht und die derzeit neueste Folge habe ich sozusagen verschlungen.

    Das Streitgespräch fand ich sogar sehr gut, im Gegensatz zu meinem Vorschreiber. Dass Ihr Euch anscheinend aber etwas missverstanden habt war allerdings nervig. Es klang für mich so, als könntet ihr noch zwei Stunden daran herumdiskutieren, bis ihr mal die selbe Basis habt und euch einigen könntet.
    Und hier möchte ich einhaken.

    Definition Sucht. Ich definiere Sucht als Verhalten welches einer Aktivität oder Stoff eine, über ein normales Mass hinausgehende, Bedeutung einräumt – was zu einem Ungleichgewicht im Leben des Menschen führt welches nur schwer und unter grossen Anstrengungen selbst wieder reguliert werden kann.

    Patrick, Du sagst es sei egal um welchen Stoff es sich handelt, wenn ein Mensch zu Suchtverhalten tendiert, dann tut er das unabhängig vom Stoff.

    Niels sagte, dass es zuallererst mal am Stoff liegt und dessen suchterzeugender Potenz. Mir liegt immer noch sein „Es gibt keine Kaffeefamilien..“ im Ohr :-)=)

    Ihr habt beide recht, ein bisschen, denn es ist eben nicht ganz so einfach. Aber von Anfang an.

    Ich möchte Dich fragen, warum hättest Du, wenn Dir je Heroin angeboten worden wäre, dieses abgelehnt? Was, glaubst Du, wäre geschehen, wenn Du es genommen hättest?

    Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es Menschen mit einem „Suchtfaktor“ gibt die Heroin probieren können, und danach die Finger davon lassen weil es „nichts für sie ist“ dass aber die gleichen Menschen mit z.B.Kokain oder Chrystal besser zurecht kommen.

    Gleichwohl gibt es Menschen, die mit aufputschenden Mitteln wie oben beschrieben nichts anfangen können aber dafür unheimlich gut mit dämpfenden Substanzen wie THC oder Opiaten zurecht kommen.

    Und dann gibt es wieder andere, die mit all dem nichts am Hut haben und lieber Kaffee trinken.

    Also – So einfach darf man es sich nicht machen. Der Mensch ist so furchtbar komplex, dass man es nicht auf so eine einfache Formel bringen kann. E Zudem kann, meiner Ansicht nach, jeder Mensch – ausnahmslos – ein Suchtverhalten entwickeln und das tut auch jeder, nur eben nicht jeder mit Substanzen.
    Das wiederum hängt damit zusammen wie suchterzeugendes Verhalten wirkt.

    Es gibt da dieses tolle Experiment bei dem Forscher das Gehirn von Affen so mit einer Maschinerie verdrahtet haben, dass ein Knopfdruck des Affen dessen Lustzentrum aktivierte. Die Experimente endeten zumeist damit dass die Affen verdursteten während sie fortwährend den Knopf betätigten.

    Die meisten Drogen wirken genau so, nämlich mehr oder weniger direkt oder indirekt auf das Lustzentrum im Gehirn. Seht euch die pharmakologische Wirkungsweise von Alkohol, Nikotin, Kokain oder von N-Methylamphetamin, dem derzeit wohl potentesten Stoff dieser Richtung an.

    (Achtung, Opiate wirken nicht so, und LSD ist wieder eine ganz eigene Klasse.)

    Ausser Drogen wirkt auch jede Art von Freude bereitender Betätigung stimulierend. Und der viel kolportierte „Flow“ ist nichts weiter, als dass der „Fluss der Betätigung und des darin erfahrenen Wohlbefindens zur Ausschüttung von Endorphinen führt. Alles was Spass macht kann aufgrund der Endorphine zu einer Sucht führen. Arbeit, Sport, Kochen, Essen, Lesen, Filme, Sex – you name it. Es kommt hierbei aber auf den Menschen an und dessen Fähigkeit in seinem Leben ein gewisses Gleichgewicht zu halten.

    Natürlich gibt es Menschen die Drogen nehmen in unserer Gesellschaft und die trotzdem ihren Job machen, steuern zahlen etc.

    Die Frage ist: Geniesst Du noch, oder bist Du schon süchtig?

    Denn das Gegenteil von Genuss ist Sucht.

    Kausalität der Abhängigkeit.
    Wenn ich meinen Kaffee morgens brauche, wie einer der Vorschreiber oben schon vorgab, bevor ich funktioniere, dann hat die Wirkpotenz des Kaffees als Stoff meinen Organismus schon soweit im Griff, dass man von einer Sucht sprechen muss. Die Folgen einer Kaffeesucht sind aber weit weniger schwerwiegend als die einer Alkoholsucht.
    Aber sprechen wir hier nun von der suchtanfälligen Persönlichkeit eines Menschen? Hier wird Dein Argument widerlegt Patrick, denn niemand wird Kaffeesüchtig aus einer Labilität heraus sondern aus Gewohnheit.

    Kaffee ist in seiner Wirkung ganz einfach nicht potent genug. Du kannst Dir mit Kaffee weder jemanden schön noch Sorgen „weg“ trinken. Mit Alkohol geht das.
    Bei den meisten Menschen trifft aber das „Süchtig aus Gewohnheit“ bei Alkohol zu und das nennt sich z.B. Feierabendbier.
    Die suchterzeugende Potenz des Alkohols greift hier, wie oben beim Kaffee.

    Man kann sich immer Fragen, kann ich wirklich einen Monat ohne?

    Dein Argument lieber Patrick, trifft dann zu, wenn sich ein Mensch dem Alkohol zuwendet und dabei bleibt und den Konsum immer weiter intensiviert weil die Wirkung bestimmte Zustände in diesem Menschen auslöst die dieser in dem Moment positiv empfindet. Derselbe Mensch würde auch bei anderen Drogen den Konsum intensivieren.

    Je höher jedoch die Potenz einer Droge ist desto schneller und schwerer wird aber beim Menschen die Sucht. Und da hat der Doktor eindeutig recht.
    Aber! Die meisten Menschen mit einem „gefestigten Charakter“ entwickeln gar nicht erst ein derartiges Suchtverhalten und lassen die Finger von Substanzen von denen sie annehmen, dass diese ihnen nicht bekommen.
    Bei einem gefestigten Charakter wird auch ein Ausflug mit einer starken Droge trotz des cravings nicht dazu führen, dass dieser auf lange Sicht dem Suchtverhalten einen Platz in seinem Leben einräumen wird. Aber auch hier besteht immer die Gefahr eines Ungleichgewichtes.

    Eine labile Persönlichkeit wird sich einer Droge viel leichter und schneller hingeben und hat dem auch weniger entgegenzusetzen.

    Also es ist die charakterliche Beschaffenheit dessen, der Drogen nimmt und Potenz der eingenommenen Droge.

    Seht ihr, wie teile Euer beiden Argumentationen zutreffen?

    Liebe Grüsse und vielen Dank für Euren tollen Soziopod. Bitte macht weiter und bringt uns noch viele Themen zum nach und mitdenken

    Stefan

    1. Herzlichen Dank Stefan. Ich glaube ich habe die Position auch mehr oder minder reflexhaft eingenommen, weil ich die rein substanzgebundene Argumentation nicht mehr hören kann. Natürlich ist die Versuchung einer potenten Droge größer und damit auch das Risiko in eine Abhängigkeit zu geraten.

      Nochmal zum Kaffee: Mit Kaffee trinke ich Müdigkeit (und Kopfschmerz) weg und gleichzeitig entwickelt die körperlicher Abhängigkeit ein Müdigkeitsgefühl und Kopfschmerz bei gleichzeitiger Toleranzentwicklung. Natürlich sind die Auswirkungen davon weniger sozial eingreifend, aber es gibt Menschen, die funktionieren ohne Kaffee oder Koffein nicht. Hinzu kommt die ökonomisierte Steigerung des Koffeinismus, früher war es halt die Tasse Kaffee, heute sind es literweise „synthetisches Koffein“: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/kaffee-zu-viel-koffein-schadet-der-gesundheit-a-892052.html

      http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/koffein-in-energy-drinks-fuehrt-zu-herzrasen-a-827172.html

      Und erst jetzt beginnt unsere Wissenschaft die Droge Koffein ernsthaft zu erforschen. Das heißt es kann noch keine Korrelationen erkannt werden, wenn danach noch nicht geforscht wurde. Interessant wird es wenn Koffein in Zusammenhang mit Volkskrankheit Nummer 1 den Herzkreislauferkrankungen gebracht wird.

      Will sagen nur weil eine Droge nicht immense Auswirkungen auf unser Verhalten hat ist sie nicht weniger gefährlich oder suchterzeugend. Das meinte ich mit Potenz.

      Hinzukommt bei Drogen auch immer die Dosierung. Kaffee & Co kann ich bestens dosieren. Bei Opiaten – allein durch den Schwarzmarkt bedingt – so gut wie gar nicht möglich. Das heißt sich diese Drogen intravenös zu geben ist ungefähr vergleichbar wie wenn man ne halbe Flasche Schnaps auf Ex trinkt (Inkl. Kotzen). Es gibt Menschen die mögen das nicht und werden es nie mögen. Ich bin aber sicher, dass die meisten Junkies auch Probleme mit anderen Substanzen haben und neben ihrer Heroinsucht sowieso polytoxisch unterwegs sind.

      Was für mich einfach keine Lösung ist: Ein Staat der gleichzeitig die eine gefährliche Droge unter Prohibition stellt (und damit den unkontrollierbaren Schwarzmarkt zulässt) und die andere quasi unter Protektionismus. Das macht für mich heute keinen Sinn. Ich bin also für einen Mittelweg. Staatlich regulierte Vergabe von psychoaktiven Substanzen. Absolutes Werbeverbot. Radikale Bestrafung des Schwarzmarktes und Therapieangebote bei Suchterscheinungen.

      Ich glaube man kann in Zukunft einfach verantwortungsvoller damit umgehen. Sowohl aus Sicht der Konsumenten wie auch des fürsorglichen Staates. Das was der Staat da gerade veranstaltet hat rein gar nichts mit sinnvoller Drogenpolitik zu tun. Das ist Double-Bind!

      1. Malte Paschen

        Ich möchte noch ein Beispiel dafür geben, dass die Potenz einer Droge nicht unbedingt mit dem Suchtpotenzial in Zusammenhang steht.
        LSD hat in extrem geringen Dosierungen bereits extrem realitätsverändernde Effekte und ich kann mir keinen Standpunkt vorstellen, von dem aus LSD nicht als hochpotent bezeichnet werden kann.
        Allerdings ist es auch bei einem komplett positiven Trip in der Regel so, dass man Dinge erlebt hat die man erstmal verarbeiten muss.
        Dies trifft besonders zu wenn durch eine andere Konstellation von Dosis, Set und Setting ein sogenannter Bad Trip zustande kommt.
        Dadurch und die nicht vorhandene körperliche Abhängigkeit ist es extrem unwahrscheinlich eine ausgeprägte LSD Sucht zu entwickeln.
        Außerdem möchte ich noch hinzufügen dass es wenig Familien gibt die nicht als Kaffefamilien zu bezeichnen sind.
        Trotz der geringen Effekte auf das Bewusstsein geben diese oft viel Geld für bessere Substanzen und teilweise sehr kostspielige Paraphernalien aus und platzieren diese oft sehr zentral in ihrer Küche.
        Ich fand diese Folge besonders interessant und würde mich freuen wenn es dazu nochmal eine +1 Folge gibt, vielleicht mit dem bereits erwähnten Christian Rätsch oder Markus Berger.

        Viele Grüße
        Malte

  5. jEN

    Kleine inhaltliche Ergänzung: Gerade an ADHS leidende Personen reagieren oft gegensätzlich auf psychoaktive Substanzen – nicht zuletzt ist z.B. Ritalin ein Stimulans und wird dennoch (bzw. gerade deswegen) bei Hyperaktivität verschrieben. Daher ist die Aussage im Podcast, dass ADHS-Patienten gerne zur Beruhigung Cannabis konsumieren, nur eingeschränkt gültig.

    Ansonsten: Super Gespräch wie immer! Auf den nächsten GOA 🙂

  6. Konstantin Hahn

    Kurz vor Ende tauchte die „bigotte CSU“ auf, die das Oktoberfest zelebriert und andere Drogen verbieten möchte. Das erinnert mich an den Ursprung des US-amerikanischen Opiumverbots. Dieses hatte seinen Ursprung darin, dass es weitläufige Ressentiments gegen chinesische Einwanderer gab und verschiedene Gewohnheitden der chinesischen Bevölkerung verboten wurden, darunter auch Opium. (dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Opiumh%C3%B6hle#Opiumrauchen_als_Stigma_chinesischer_Einwanderer_in_San_Francisco )

    In diesem Falle wurde einer ethnischen Minderheit ihre Droge genommen, um sie zu diskriminieren. Vielleicht liegt es also an der Identität der Konsumenten der Droge, wenn sie von bestimmten Gruppen abgelehnt wird, während diese andere Drogen hochhalten…

  7. Dominic Wäsch

    Zum Hinweis auf die guten Shownotes: Ja, jein. Da ich Podcasts normalerweise nur im Podcatcher sehe, und dort nicht mal ein Link auf diese Seite ist, sehe ich von den Shownotes normalerweise nichts.

    Ansonsten: Gute Sendung, herzlichen Glückwunsch und weiter so!

  8. LieselWeppen

    Liebes Soziopod-Team,

    habt vielen Dank für diesen wirklich sehr inspirierenden Podcast. Ihr habt euch den Grimme-Preis wirklich redlich verdient. Meine Glückwünsche hierzu.

    Ich mag auf eine Sache noch eingehen, die während eures Streitgespräches noch zu kurz kam, wobei Stefan in seinem wirklich fantastischen Kommentar vieles erklärt und erhellt hat.

    Ein wesentlicher Teil dieser Diskussion ist offenkundig immer wieder die Aussage „…man kann trotz Droge X funktionieren“, wobei das Funktionieren eine sehr interessante Sache ist und nähere Beachtung verdient.

    Dieses Funktionieren ist immer nur im Kontext von einem umgebenden Medium zu definieren und in unserem Falle ist das bestimmende Element die Gruppe/ der Staat. Unser Gesellschaftsentwurf ist der determinierende Faktor für die Ausprägung des „Funktionierens“. Da dieser Gesellschaftsentwurf immer durch Gesetze untermauert wird, ist hier die Rolle des Staates sehr spannend.

    Offenbar leben wir grundsätzlich in einer Gesellschaft, wo es Leuten wohl eher vergönnt ist, dass sich diese 24/7 aufputschen, um den omnipräsenten Anspruch auf „Höchstleistung everywhere!“ überhaupt nahe zu kommen, von erfüllen will ich gar nicht sprechen, als sich im Opiat-Rausch auf ein Sofa zu kuscheln. Im letzteren Fall erfüllt man eben keine gesellschaftlich relevante Funktion mehr.

    Die Leistungsgesellschaftlich ist staatlich verordnet und der damit „kompatible“ Drogenkonsum auch, untermauert mit den entsprechenden Gesetzen. Es ist bezeichnend, dass die Kategorie „legal“ immer weniger dazu taugt, zu sehen ob eine Sache gut oder schlecht ist. Das wird aktuell in der NSA Debatte sehr deutlich, wo gerne als Argument gebracht wird, dass die ganze Sache doch in Ordnung wäre, das sie nicht gegen geltendes Recht verstößt. Offenbar hat sich hier „ist rechtens“ als Barometer für „gesellschaftlich sinnvoll“ oder „gut“ disqualifiziert. Ebenso ist diese Kategorie bei Drogen nicht angebracht, weil offenbar das Schadenspotential nicht notwendigerweise mit einem Verbot korreliert ist. Perfektes Beispiel ist hier Alkohol und natürlich Tabak. Ich werde in 5 Tagen heiraten und am Donnerstag ist der Junggesellen Abschied. Wir wissen alle was da passieren wird unter der Flagge der Legalität. 😉

    Habt Dank für die wirklich wunderbaren Podcasts, die meiner Meinung nach mehr zur Wissensvermittlung beitragen als viele andere Dinge.

    Viele Grüße,

    LW

    P.S.: Eine Anekdote habe ich noch. Nachdem ich mehrfach das Wort „Potentialität“gehört habe, musste ich an meinen Soziologieprofessor an der Uni Mainz denken, der mir bei einer Nachbesprechung von Geulens “
    Das vergesellschaftete Subjekt: Zur Grundlegung der Sozialisationstheorie“ mal sagte:“Wissens, der Geulen is a Soziologe. Der schärft die Messer der Sprache immer schärfer als es nötig ist um die Sau zu schlachten“.

  9. Christian

    Mal wieder eine schöne Folge!

    Aber ich glaube, Herr Breitenbach liegt falsch wenn er denkt, dass ein Verbot eine Ökonomisierung verhindert. Tatsächlich zeigt gerade das Beispiel der Cannabis-Legalisierung in Kalifornien, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Die Dealer verlegen jetzt nämlich ihr Geschäft an die Ostküste, wo Marihuana gerade nicht legal ist. Warum? Weil da die dicke Kohle zu holen ist! Ökonomisch gesehen erhöht man durch die Illegalisierung und Strafverfolgung die Kosten für die Dealer und verhindert Wettbewerb, dadurch steigt der Preis (Risikoprämie) und da die Nachfrage nach Drogen sehr unelastisch ist (sprich, Süchtige brauchen das Zeug, komme was wolle) und es keine echte Konkurrenz gibt können Dealer diese Kostenerhöhung quasi komplett auf den Verkaufspreis aufschlagen. Dadurch steigt die Gewinnmarge für die Dealer und man zwingt Abhängige verstärkt in die Beschaffungskriminalität weil die sich die Drogen noch weniger leisten können. Man erreicht also eigentlich genau das Falsche mit dem Verbot.

    Und ich finde diese Form der Ökonomisierung ehrlich gesagt viel schlimmer, als wenn man jetzt mehr oder weniger industriell produzierte, aber verhältnismäßig „saubere“ Drogen in der Apotheke kaufen kann, die man dann nach Belieben noch besteuern kann. Dadurch sinkt die Marge für den Produzenten, aber die Drogen werden trotzdem nicht so günstig, dass jeder Jugendliche sich das Zeug mal eben zum Spaß kauft. Ein Werbeverbot kann man dann meinetwegen immer noch machen 🙂 Also wie gesagt, ich glaube, die „Turbo-Ökonomisierung“ ist sowieso da, und zwar viel schlimmer, als wenn man die Drogen einfach kontrolliert aber legal abgeben würde.

    Hier ist eine Planet Money-Folge über die Lage in Kalifornien:
    http://www.npr.org/blogs/money/2013/05/07/182010027/episode-456-marijuana-arbitrage

    Und hier noch ein sehr interessanter Artikel aus der FAZ von vor einem Jahr, in dem sie das auch noch mal ausführlicher erklären:
    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/legalitaet-als-letzter-ausweg-machen-wir-frieden-mit-den-drogen-11734267.html

    1. Danke für den Einwurf, aber damit man mich nicht missversteht: Eine Ökonomisierung liegt immer vor wenn Angebot und Nachfrage bestehen. Bei einer Prohibition gibt es eine schwarze Ökonomie, die ich weitaus schlimmer finde weil sie an Regulativen vorbei führt. Dennoch glaube ich dass ein unreglementierter Markt auch künstlich Nachfrage erzeugen will, z.b. mit Werbung. Die Margen im schwarzen Markt sind deshalb so hoch, weil die Risiken gleichzeitig so hoch sind. Mit Turbo-Ökonomisierung meinte ich also eher die Ankurblung der Nachfrage, ich glaube eben nicht, dass das beim Schwarzmarkt massiv möglich ist. Ich bin also weder für die Prohibition noch für eine vollkommene Freigabe. Und was mir wesentlich wichtiger erscheint und das zeigen deine Beispiele, es müssen globale Lösungen her. Wenn ich die Wahl habe zwischen Prohibition und Freigabe würde ich mich für Freigabe entscheiden, denn dann fliesst wenigstens Geld zurück in die Staatskasse und damit idealerweise ins Gemeinwohl.

  10. Christian Schiffer

    Also ich denke schon, dass manche Drogen süchtiger machen als andere. Das Beispiel „Kaffee“ war nur falsch gewählt. In der Sendung selbst wurde aber z.B. darauf hingewiesen, dass LSD wenig oder gar nicht süchtig macht. Insofern gibt es eben doch Stoffe, die ein höheres Suchtpotenzial haben als andere.
    Was mich interessiert hätte: Welche Gesellschaft bringt welche Drogen hervor? Ich habe schon den Eindruck, dass es kein Zufall ist, dass zurzeit Kokain und Crystal Meth so en vouge sind, weil das eben Drogen sind, die zu unserer Effizienz-Gesellschaft passen. LSD dagegen eher weniger. Und dann hätte mich interessiert, welchen Einfluss die Drogen wiederum auf die Gesellschaft haben. Es macht doch bestimmt einen Unterschied aus, ob ein signifikanter Teil der Gesellschaft eine „Ego-Droge“ wie etwa Kokain konsumiert, als wenn ein signifikanter Teil der Gesellschaft LSD oder die „Kuscheldrohe“ MDMA nimmt, oder?

    Aber trotzdem eine sehr schöne Sendung!

  11. Bernd Schmidl

    Hallo an euch,
    Ich hab mir die Sendung gestern Nacht angehört und das Bild vom Schatten von C.G. Jung hat mir tatsächlich einen nächtlichen Schrecken eingehaucht. Danke!
    Aber dazu eine konkrete Frage. Mich würde dieses Thema, also der Schatten bei Jung, genauer interessieren. Hat da vielleicht jemand einen Tipp wo ich zum lesen anfangen könnte? Gerne auch Sekundärliteratur.
    Danke und Gruß
    Bernd

  12. Romi

    Herr Breitenbach, für Sie als geneigten Konstruktivisten sicher sehr interessant: Das Paper „Doing Addiction“ von Schmidt-Semisch, indem die gängige soziale Alltagskonstruktion von Sucht mit ihren „Nebenwirkungen“ und zum Teil sucht-verschärfenden Wirkungen auf dem Prüfstand steht.

  13. Sebastian

    Das Rat-Park-Experiment hätte man vielleicht noch erwähnen können, im Zusammenhang mit dem „Nährboden“ im Individuum, das eine Suchtentwicklung begünstigt.

  14. liko

    Mein Buchtipp zu diesem Thema: Das Ritual der Drogen: das „Drogenproblem“ in neuer Sicht: Sündenbock unserer Gesellschaft
    Buch von Thomas Szasz

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