Soziopod #033: Der vernünftige Jahresrückblick 2013

Liebe Fans und Supporter des Soziopods,

das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Ein wirklich tolles Jahr für den Soziopod. Wir sind überwältigt von all der Wertschätzung, die unsere kleine Sendung im letzten Jahr erhalten hat. Ohne euch würden wir das Projekt vermutlich gar nicht oder nur noch mit halb so viel Verve verfolgen. Eure Unterstützung bedeutet uns sehr viel.

Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch in ein neues, erfolgreiches, glückliches und gesundes Jahr 2014. Egal wie es wird, hauptsache es wird besser.

Wir stoßen auf euch an!

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21 Antworten zu „Soziopod #033: Der vernünftige Jahresrückblick 2013“

  1. David

    Kurzer Einwand in Bezug auf ca. Minute 20: Ich finde es immer schwer, soziale Phänomene mit Darwinismus zu begründen. Meiner Ansicht nach hat sich Darwin bei seinen Theorien auf biologische Prozesse bezogen, erst im Nachhinein wurde diese Grundthese immer wieder für sozialdarwinistische Ansätze missbraucht, das finde ich unlauter. Besonders wenn man betrachtet, wer diese Argumentation für welche Zwecke genutzt hat, würde ich davon doch eher Abstand nehmen, oder unterliege ich hier einem Informationsfehler? Meines Wissens werden soziale Verhaltensweisen beim Menschen ja weniger genetisch vererbt als sozial erlernt, auch wenn es dort wie in der Memetik Analogien gibt. Hin und wieder habe ich aber beim Hören des Soziopods das Gefühl, dass von Seite Patricks aus den Analogien auch Kausationen abgeleitet werden, das befremdet mich hier und da.
    Ich lasse mich da aber wie gesagt auch gerne eines bessere Belehren und danke auch hier schon für die anregende Diskussion!

    1. Nils Köbel

      Hallo,
      danke für die kritischen Gedanken. Ich würde den Darwinismus als Metatheorie auch ganz strikt auf die Art und Weise beschränken, wie ihn z.B. Karl Popper verwendet. Er dreht nämlich den Darwinistischen Gedanken auf geniale Weise humanistisch und gerade nicht sozialdarwinistisch: Da wir Ideen miteinander konkurrieren lassen, können die Menschen als Träger der Ideen weiterleben und nur die Theorien sterben. Daher Poppers Leitsatz: „Lasst Ideen sterben, nicht Menschen“. Gerade eine solche von tiefem Humanismus geprägte Sichtweise wehrt sich gegen einen Missbrauch der Darwinschen Theorien als „Recht des Stärkeren“. Aber trotzdem ist die Frage, ob für moralische Sätze diese Metatheorie geeignet ist, natürlich richtig,ich bin mir da auch noch nicht ganz sicher. In diesem Sinne: Danke für die Anregung.
      Nils Köbel.

    2. Die Evolutionstheorie ist wie der Name schon deutlich formuliert eine Theorie. Der Darwinismus hingegen beinhaltet einen -ismus, der viele Menschen wieder dazu hinreißen lässt es als alleingültiges Erklärungsmodell für alles anzuwenden. Das was die meisten jedoch falsch mit dem Darwinismus verknüpfen ist das „Survival of the fittest“ Narrativ. Es wurde gerade im Sozialdarwinismus als „Der Stärkere setzt sich durch“ übersetzt, was Unfug ist, denn „fittest“ bezieht sich auf „anpassbar“ und nicht auf „Stärke“. Das Lebewesen was sich am besten in seiner Nische anzupassen weiß wird sich fortpflanzen. Das hat weder was mit Stärke noch etwas mit Herrschaft zu tun, denn Überleben und Fortpflanzen ist erst mal Überleben und Fortpflanzen. Egal wie viel, egal wie dominierend.

      Im Jahresrückblick habe ich auf die Evolutionstheorie zurückgegriffen weil es mir in der Tat plausibel erschien, dass der Mensch sich irgendwann der zunehmenden Gewalt untereinander anpassen musste. Daher ist die Entwicklung des Gebots „Du sollst nicht töten“ in dieser Hinsicht schlüssig. Ob es WIRKLICH so war, weiß niemand und ich will mir nicht anmaßen das so hinzustellen. Ich habe lediglich ein wenig mit der Theorie gespielt.

      Aber danke für den kritischen Hinweis. Er hilft mir auch das einfach zu Freestyle dahingesagte noch mal gründlicher zu reflektieren. Liebe Grüße!

  2. David

    Abschließend: Dobrindt ist NICHT Internet-Minister, sondern nur für die diitale Infrastruktur zuständig, also z.B. dafür, dasss irgendwann mal weitere Glasfaserkabel verlegt werden.
    Die Kontroversen in dieser Folge fand ich sehr gut und würde mir auch für weitere Folgen wünschen, dass man unterschiedliche Ansichten (z.b. bzgl. Wissenschaftlichen Arbeitens) auch deutlicher hervorhebt und nicht immer so auf gefühlten Konsens bedacht ist, ich denke dass es deutlich mehr zum Nachdenken anregt, wenn man sich reiben kann

  3. Rico

    Hallo, könnt ihr etwas zu dem Philosophen Alan Watts was sagen?
    Bin zufällig auf ihn gestoßen beim Anschauen eines GoPro-Youtube-Videos

    1. In nächster Zeit vermutlich nicht viel. 🙁

  4. Jonas

    In anbetracht der lebhaften Diskusion über die Intension hinter Forschung und deren Ideologiefreiheit (ca. zur 2. Stunde), wie wäre es zu einer Folge über Wissenschaftstheorien?

    Das wurde ja immer wieder in diversen Folgen angeschnitten, aber so in einer als Überblick wäre sicher noch mal interessant!

    1. Jonas

      Ahh es ist schon spät…
      es sollte natürlich heißen: wie wäre es *mit* einer Folge

    2. Ja wäre interessant. Vermutlich sogar eher für einen Soziopod+1.

  5. Christian

    Hallo und erst einmal auch von
    mir ein gesundes neues Jahr an Euch! Ich möchte zunächst noch einmal auf meine Frage (ab 1:32) eingehen, um dazu ein paar Gedanken zu formulieren:

    „Mich würden mögliche Auswirkungen (besser Wirkungsweisen) des radikalen Konstruktivismus auf Alltagswelten und Identitäten glühend interessieren.“

    Ich verstehe den radikalen Konstruktivismus als Strömung, die wegen seines pragmatischen Anspruchs immer wieder an Popularität gewinnt. Nicht nur die angewandten Formen, wie etwa die systemische Therapie oder kybernetisch gedachte Managementmethoden, haben nach meiner Ansicht die Kultur
    geprägt. Auch durch die Akzeptanz der zahlreich vorhandenen populärwissenschaftlichen Literatur namhafter Wissenschaftler wird ein Einfluss
    dieser Strömung auf die Alltagswelten ausgeübt.

    Als Kritik stelle ich nun die These in den Raum, dass die Wertigkeit subjektiver Wirklichkeiten ressourcengebunden ist. Sie können somit ökonomisch gedacht werden. Dies meint, dass die Akzeptanz dieser Wirklichkeiten ungleich verteilt sein kann. Also ungefähr so: „Jede Wirklichkeit hat zwar seine Gültigkeit, jedoch sind einige Wirklichkeiten wirklicher als andere.“. Auch hier würde der Kapitalbegriff von Bourdieu gut hineinpassen. Menschen mit weniger Ressourcen müssten demnach ihre Wirklichkeit an diejenigen anpassen,
    die mehr Ressourcen zur Verfügung haben. Dies erzeugt soziale Differenzen und vielleicht sogar Herrschaftsstrukturen.

    Eine gegenseitige Annäherung mehrerer (beispielsweise konfliktgeladener) Parteien setzt daher bei jedem Interaktionspartner die Einhaltung eines unbedingten Toleranzgebotes und eine horizontale Denkweise voraus, was sich in der kompetitiv geprägten Alltagswelt jedoch oft als sehr schwierig gestaltet.

    Ich gehe mit Nils Köbels Einstellung einher, dass der Gerechtigkeitsbegriff mit dem Wahrheitsideal in Verbindung stehen muss (1:31). Die Wahrheit ist im Unterschied zur subjektiven Wirklichkeit nicht ressourcengebunden. Sie ist zunächst für jeden zugänglich, solange eine Bemühung der Faktizität vorhanden ist.

    Ich gehe jedoch auch mit Patrik Breitenbachs Anschauung einher, dass in einem ersten Schritt die Bereitschaft der Akzeptanz subjektiver Wirklichkeitskonstruktionen dazu führen kann, Konfliktparteien erst
    einmal überhaupt miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Beschreibung eigener Wirklichkeiten kann dabei sogar Verständnis und Empathie erzeugen,
    wenn ein Bewusstsein für die Subjektivität des Gegenübers entwickelt wird. In einem zweiten Schritt erscheint mir allerdings die Suche nach Wahrheit als
    sinnvoller.

    Beste Grüße

    Christian

    1. Danke für die Ergänzungen, Christian.

      „Die Wahrheit ist im Unterschied zur subjektiven Wirklichkeit nicht ressourcengebunden.“

      Als radikaler Konstruktivist bestreite ich natürlich, dass es DIE Wahrheit gibt. 🙂

      Und natürlich ist auch die Wahrheit – wenn es sie gibt – ressourcengebunden. Der Zugang zu Wissen ist ja die Voraussetzung um Wahrheit überhaupt erkennen zu können – nehme ich an (da wird Nils sicherlich mehr dazu sagen können). Daher spreche ich lieber von Multiperspektivität – gerade auch im Zusammenhang zu Mandela. Man kann sich einer Wahrheit (Summe aller Wirklichkeitsbeziehungen) nur dann annähern, wenn man möglichst viele Perspektiven erfährt. Das Problem dabei ist natürlich wiederum die Lüge, die das Gesamtbild bewusst verzerrt. Neben der aktiven Lüge gibt es dann noch die unterschiedlichen Wirklichkeitskonstruktionen, d.h. Person A glaubt wirklich daran, dass es so und so ist, während Person B wirklich daran glaubt (es meint zu wissen) dass es eigentlich ganz anders ist. Das Phänomen kann man besonders gut bei der Ungenauigkeit von Zeugenaussagen erkennen: http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2010/1019/003_arena_taeuschen.jsp Obwohl die Zeugen meine, sie hätten es „wahr“ erinnert. Allein deshalb habe ich Probleme mit dem Wahrheitsbegriff. Ich glaube eher an den vielfältigen und erhellenden Diskurs, der sich allerhöchstens an so etwas wie Wahrheit (Gerechtigkeit ist ja noch schwwieriger als Wahrheit) annähern kann.

      1. Nils Köbel

        Hallo,
        die Wahrheit (m.E. in der Wissenschaft nur als regulatives Ideal, nicht als Besitz) ist nicht ressourcengebunden, der Zugang zu Wissen und Erkenntnis aber auf jeden Fall.

        1. Also Wahrheit losgelöst vom Erkennenden.

          Aber um Wahrheit zu erkennen benötigt man den Zugang, oder?

          1. Nils Köbel

            Da sind wir wieder beim Kernproblem: Wenn es Wahrheit gibt, die mehr ist als subjektive oder diskursive Wahrheit, dann muss sie ja letztendlich losgelöst vom Betrachter existieren. Allerdings können wir nur als Menschen Aussagen treffen und sind dabei natürlich auf unsere begrenzten Zugänge zur Wirklichkeit angewiesen, weswegen wir Wahrheit, wenn überhaupt, nur ganz unvollkommen erkennen können. Vielleicht ist dieses uralte Erkenntnisproblem eine der unentscheidbaren Fragen im Sinne Heinz v. Foerster. Es ist, glaube ich, philosophisch tatsächlich nie abschließend beantwortbar. Vielleicht führt das Problem sogar letztendlich in die religiösen Dimensionen des Menschen hinein…

          2. A. E.

            Hallo Herr Köbel,
            der letzte Satz ist sehr treffend. Mit Richard Rorty könnte man sagen, dass Wahrheit, verstanden als etwas Unabhängiges von uns, das immer schon da ist und „nur“ erkannt werden muss, etwas Metaphysisches und daher sehr ähnlich einer religiösen Wahrheit (bspw. Gott) ist. Interessant ist Rortys Frage danach, ob es überhaupt Sinn macht an einem solchen Wahrheitsbegriff festzuhalten.

          3. Nils Köbel

            Hallo,
            ob es „sinnvoll“ ist, metaphysisch bzw. religiös zu denken, ist ja gerade eine solche unentscheidbare Frage. Wichtiger ist daher, glaube ich, wie religiöse und nicht religiöse Menschen in multikulturellen Gesellschaften miteinander in gegenseitigem Respekt leben können. Hier hat Charles Taylor m.E. bessere Antworten gegeben als Rorty.

          4. Christian

            Hallo Allerseits,
            ich lese gerade von Clifford Geertz (1983) „Dichte Beschreibung“ und finde folgendes Zitat zum Nachdenken recht passend:
            „Die religiöse Perspektive unterscheidet sich von der Common sense-Perspektive dadurch, daß sie […] über die Realitäten des Alltagslebens hinaus zu umfassenderen Realitäten hinstrebt, die jene korrigieren und ergänzen. Es geht ihr nicht um ein Einwirken auf die umfassenderen Realitäten, sondern um ihre Anerkennung, um den Glauben an sie. Von der wissenschaftlichen Perspektive unterscheidet sie sich dadurch, dass sie die Realitäten des Alltagslebens nicht aufgrund institutionalisierter Zweifel in Frage stellt, die die feststehenden Aspekte der Welt in einen Strudel probabilistischer Hypothesen stürzen, sondern auf der Grundlage von Wahrheiten, die nach ihrem Dafürhalten umfassender und nicht-hypothetischer Natur sind. Ihr Losungswort ist Hingabe, nicht Distanz; Begegnung, nicht Analyse. […] Es ist eben diese Idee des „wirklich Wirklichen“, die der religiösen Perspektive zugrundeliegt und die symbolische Praxis der Religion als kulturelles System hervorbringen, vertiefen und soweit wie möglich gegen die anderslautenden Erkenntnisse der sekulären Erfahrung immun machen soll.“
            Geertz (1983): Dichte Beschreibung; Suhrkamp.

  6. Fabian

    Zur Aussage „Wir können den USA nichts entgegensetzen, da die militärische Option ausscheidet“:

    Es gäbe durchaus Optionen nuancierter zu handeln:

    Verweigerung der oft sicheren Gefolgschaft in der UN und bei anderen Gipfeln.
    Kündigen des Fluggastdaten-Abkommens.
    Kündigen des Swift-Abkommens (Überweisungsdaten).
    Kündigen des Safe-Harbor-Abkommens.
    Austritt Nato.
    Abbruch Verhandlungen bzw. Berücksichtigung NSA bei TAFTA.
    Wie sieht es mit den amerikanischen Militärbasen aus? Mit dem deutschen Wachschutz dafür?
    Erschwerungen für US-Firmen z.B. über Datenschutzbestimmungen. Ökonomische Argumente ziehen immer.
    etc. etc.

    Natürlich würde das unbequem werden und es gäbe mächtig Gegenwind. Aber möglich wäre es. Vor allem wenn die EU mit einer Stimme spräche und sich andere Länder z.B. in Südamerika anschlössen.

    1. q____q

      Und: was wir hier in Deutschland und Europa machen könnten: Uns klar – mit Taten! – gegen die totale Überwachung aussprechen, ja, wir können das den Amis nicht verbieten, aber wir könnten wenigstens mal anfangen vor unserer eigenen Haustür sauber zu machen.

      Das wurde mir im Podcast viel zu wenig angesprochen (bin noch nicht fertig, vielleicht kommt’s noch), dass das ja keine NSA-Affäre ist sondern eine Geheimdienst-Affäre. Der BND ist wohl leider auch nicht so unfähig wie man das immer vermutet (es gab‘ eine Snowden-Veröffentlichung, wo der GHCQ neidisch auf die Schnorchel-Kapazitäten des BND war) und ich will nur mal das Stichwort Vorratsdatenspeicherung in den Raum werfen. Oder elektronische Gesundheitskarte. Oder ePerso. Etc. pp. Es gibt genügend Dinge hierzulande, die, wenn es den politischen Willen dazu gäbe (…) ein klares Statement für die Privatsphäre setzen könnten.

      Und um mal ein bisschen zu trollen, ich sehe auch nicht wirklich vernünfige Argumente dagegen die deutschen Geheimdienste abzuschaffen. Wirklich was vorzuweisen scheinen die nicht zu haben (Sauerlandgruppe!) und gegen die NSA können Sie dann ja anscheinend auch nix machen ansonsten wären sie schon Mitglied im Club der Fünf, insofern, was soll der Quatsch?

  7. Franz von Hahn

    Schöne Folge, bin noch nicht ganz aktuell und muss noch aufholen. Die freie Diskussion am Ende hat mir sehr gut gefallen. War mal ganz angenehm euch beim Brainstormen und abschweifen zuzuhören.
    Als mögliches Thema fänd ich Menschenrechte wirklich interessant. Kollonialismus (warum klappts nicht in Afrika und im Nahen Osten) wäre sicherlich auch ein geeignetes Thema. Vielleicht wären dadie Gedanken zum Orientalismus von Edwart Said spannend. Oder Armut? Wir haben die lange ausgebeutet und jetzt ist dort alles kaputt. … Ich lass das hier einfach mal als Ideen stehen.

    1. Danke für Feedback und Vorschläge.

      Wenn wir nur über alles einigermaßen fundiert sprechen könnten was so interessant wäre 😉

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