Soziopod #039: Hetzender Hass und hässliche Hetze – Wo bleibt die Zivilisierung im Netz!?


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22 Antworten zu „Soziopod #039: Hetzender Hass und hässliche Hetze – Wo bleibt die Zivilisierung im Netz!?“

  1. Jürgen Bromant

    Eine interessante Folge, aber ihr habt den Selbstermächtigungs-Faktor rechtsradikaler Gruppen im Internet nicht so ganz erkannt.
    Gerade bei Facebook können sich rechte Milieus vollständig von der Außenwelt abschotten, ein Eigenleben führen und ungestört wachsen.
    Eine Moderation einer solchen Gruppe wird nicht maßregelnd oder präventiv eingreifen, weil die Gründer solcher Gruppen ausschließlich Gesinnungsgenossen zu Moderatoren machen und die Gruppenregeln ihrem kruden Weltbild angepasst sind.
    Lediglich Facebook selbst kann hier eingreifen, aber diese Mühlen malen langsam oder gar nicht.
    Im schlimmsten Fall drängen solche Bewegungen dann auf die Straße in Form von Pegida und HoGeSa.
    Vor allem in rechtsradikalen Kreisen herrscht seit einigen Monaten eine immense Mobilisierung. Die Rechten wittern Morgenluft und merken, dass das Web 2.0 ihnen ungeahnte Möglichkeiten in Punkto Hetze, Bedrohung und Selbstermächtigung bietet.
    Noch nie seit 1945 sind Rechtsradikale derart geschlossen, frech und selbstbewusst in Deutschland aufgetreten, wie in den letzten zwölf Monaten.

    1. Als ich mir gerstern in der Post-Production die Episode noch mal angehört habe, dachte ich mir an ganz vielen Stellen: Oh da hätte man noch das sagen müssen oder jenes ergänzen. Die Idee mit der Moderation entstand daher auch aus dem Gespräch heraus und war natürlich nicht zu Ende gedacht. Aber wichtig ist es nun über genau diese Dinge weiter nach zu denken. Mit der Bennennung der Probleme ist es allein nicht getan. Vielleicht muss am Ende wirklich Facebook stärker in die Verantwortung genommen werden. Also eine Art Meta-Community-Management. Die darauf achtet dass diese Seiten nicht gegen die Richtlinien vor allem im Sinne von Art.1 des GG verstoßen. Ansonsten sind alle Nutzer gefragt, die von der Existenz dieser Seiten wissen. Sie müssen diese melden, melden und nochmals melden. Und auch bei klaren Rechtsbrüchen immer wieder zur Anzeige bringen.

      Ansonsten teile ich die Beobachtung. Ich denke das resultiert aber nicht nur durch die Vernetzung und Möglichkeiten des Web 2.0, es hängt auch unmittelbar zusammen mit der Reaktion der Öffentlichkeit. Pegida und Co konnten nur so wachsen weil sie für lange Zeit im Fokus der Öffentlichkeit standen. Rechtspopulismus wird auch deshalb immer frecher weil etablierte Volksparteien sich ähnlichen Äußerungen bedienen, aus der Strategie heraus damit rechtsradikale Parteienzulauf zu verhindern. Damit unterschreiben sie aber indirekt das Gedankengut im Kern. Es gibt Brandstifter und Brandtäter. Und solange immer „die Anderen“ (Griechen, Ausländer, Islamisten, Terroristen, Russen etc. pp.) als Bedrohung stilisiiert werden brauchen wir uns über derartiges Verhalten nicht wundern. Und wenn diese Herrschaften auch noch das Gefühl haben: Die Politik redet nur aber handelt nicht und es muss jemand in die Hand nehmen, tja dann …

      Danke jedenfalls für den Kommentar.

      1. Jürgen Bromant

        Facebook muss auf jeden Fall stärker in die Pflicht genommen werden. Ich war eigentlich immer ein Befürworter der sozialen Netzwerke und der „digitalen Boheme“, von der man noch um das Jahr 2010 sprach.
        Mittlerweile merke ich aber mehr und mehr, wie vor allem Facebook total außer Kontrolle gerät und sich dieses Unternehmen über jegliche staatliche Kontrolle und Justiz hinwegsetzt und nach seinen ganz eigenen Regeln spielt.
        Es scheint fast, als sei Facebook eine Art großes supranationales Orakel, das sich nie klar äußert und sich nie auf irgendetwas fest legt und dessen Entscheidungen unergründlich sind. Man kann beispielsweise höflich darum bitten, dass diese oder jene rechtsradikale Seite entfernt wird, ob und wann Facebook reagiert, ist allerdings nicht absehbar.

        1. Mrs. Legastenie

          Facebook hat die höchste Userzahl der Sozialen Netzwerke…alles treibt sich dort rum – selbst die Politiker…was gibt es besseres als wie dieses Netzwerk zu nutzen …z.b für Experimente… offiziell natürlich unterm Deckmantel „Safety“ …. ich hab mir genug links gesammelt um mir sicher zu sein das Facebook das absolut hinterlistigste Panoptikum weit und breit ist (oder aber was überhaubt je existiert hat ) .. 😉

  2. Puddingpulver

    Als erstes möchte ich sagen, dass der Soziopod der beste Podcast derzeit in deutscher Sprache ist und alle folgend sehr interessant sind. Auch diese folge ist wie immer eine gute, jedoch habe ich damit ein paar kleine Probleme, weshalb ich mal einen Kommentar schreibe (wie das Thema es ja auch verlangt):

    1. Denke ich, dass die Wahrnehmung von Shitstorms in den letzten Wochen klar etwas mit dem Sommerloch zu tun hat und nicht mehr und nicht weniger auftritt wie sonst.

    2. Finde ich die Einstellung zu den Sozialen pflichten eines Arbeitgebers gegenüber seinem Lehrling etwas seltsam. Denn es geht hier nicht um ein „normales“ Arbeitsverhältnis, sonder die Firma hat einen Auszubildenden eingestellt und ist somit auch besondere Verpflichtungen eingegangen. Diese wurden leider nicht Diskutiert. Das verhalten des Arbeitgebers sehe ich hier sehr kritisch, denn wenn der Lehrbetrieb keine Verantwortung für den Lehrling hat, dann hat die Schule auch keine Verantwortung gegenüber ihren Schülern und die Universitäten keine Verantwortung gegenüber ihren Studenten. Dem würde ich aber nicht zustimmen.

    3. Leider wurden nicht alle beteiligten der Kommunikation ausreichend betrachtet. Die Anbieter „sozialer“ Netzwerke leben von der Kommunikation die auf diesen sozialen Netzwerken stattfindet. Daher sind nur zum Teil die Menschen für die Kommunikation auf diesen Plattformen verantwortlich. Die Betreiber haben eine viel größere Verantwortung als die Personen die Kommunizieren. Wenn zum Beispiel Twitter maximal 140 Zeichen zulässt, dann ist es in der Plattform tief verankert, dass alles knapp gesagt werden muss. Dadurch steigt die Chance, dass jemand es missverständlich auffasst, dass ist eine klare und kalkulierte Absicht der Plattform. Auch Facebook möchte allen Personengruppen egal welchen Glaubens, Ideologie oder Herkunft eine Plattform zum Publizieren bieten, denn Facebook möchte einfach nur Geld mit den Daten machen und es ist Facebook egal ob das Menschenverachtende Daten sind. Facebook umgeht damit einfach jegliches Presserecht in jedem Staat der Erde, auch dass ist kalkuliert und Absicht. Hier stecken klare ökonomische Interessen dahinter, die nur den Profit im Blick haben und keine soziale Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Die Rolle der Plattform Betreiber hätte mich viel mehr interessiert, wie die Frage wer was wann geschrieben hat und wer wie darauf reagiert hat. Eventuell könnt ihr noch einen Soziopod machen, in dem ihr die Rolle und die Verantwortung der Anbieter von sozialen Netzwerken betrachtet.

    1. Zu 1.) Dem würde ich leicht widersprechen. Ich beobachte das Phänomen seit Jahren. Natürlich ist gerade Sommerloch und das trägt seinen Teil dazu bei. Aber dennoch haben wir insgesamt auch jede Menge konkrete Anlässe dazu erhalten. Ich weise noch mal auf diesen Artikel hin: http://www.slate.com/articles/life/culturebox/2014/12/the_year_of_outrage_2014_everything_you_were_angry_about_on_social_media.html

      Zu 2.) Guter Punkt. Sollte man auf alle Fälle in die Diskussion mit einbeziehen. Ist schon ne spannende Frage: Nur weil es Ausbildung ist kann man sich der pädagogischen Aufgabe stärker entziehen als in der Schule? Spannende Fragestellung.

      Zu 3.) Ja es hat noch jede Menge gefehlt. Vielleicht lässt sich das alles in einer weiteren Episode aufgreifen. Danke jedenfalls für die Anregungen.

  3. joergy

    Danke Euch Beiden,

    für diesen wieder einmal sehr gelungenen Podcast. Toll, dass Ihr das Thema von so vielen interessanten Seiten beleuchtet.

    Mir spukt da ein Wort durch den Kopf, dass die Urheberin in ihrer Tragweite wohl gar nicht gesehen hat: „Neuland“. Ja, wir müssen im Netz erst noch einen zivilisatorischen Prozess durchlaufen, damit der negative Mindset gar nicht erst ins Reale kondensiert. Ich befürchte aber, dass wir ihn nur wenig durch die von Euch geforderten Institutionen (Schutz, Rückzug, Kontrolle, Exekutive) begleitet bekommen. Ganz einfach, weil zu schnell die Frage im Raum steht, „wer erzieht den Erzieher?“ und „ist das nicht Zensur?“.

    Nachdenklich macht mich vor allem die Tatsache, dass ich Netiquetten schon vor 1992 las und bemerkenswert fand (usenet). Hat sich also seitdem nichts getan? Ich glaube, das ist nicht der Punkt. Es ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass heute wesentlich mehr Menschen Zugang zu diesem „öffentlichen Raum“ haben und eben erst lernen müssen, sich darin zu bewegen.

    Vielleicht habt Ihr in Eurem Podcast schon die Richtung berührt, aus der eine Lösung gegen Shitstorms, Schmähungen, Beleidigungen und sonstige Hässlichkeiten kommen könnte. Das stünde jedoch gegen Deine These, Patrick, das der soziale Raum im Web bereits sehr eng ist. Ich meine die Antwort auf die Frage, warum wir im „Real-Life“ uns nicht genauso unflätig und aggressiv benehmen (von Ausnahmen abgesehen)? Es fehlt das unmittelbare Feedback. Ihr habt diesen Punkt direkt im Podcast angesprochen. Vielleicht ist der soziale Raum im Web eben noch nicht eng genug. Ich meine das in dem Sinn, dass der Nachbar mitbekommt, wie ich mich unflätig im Netz äußere. Und ich dann eben das entsprechende Feedback bekomme.

    Vielleicht bewegen wir uns automatisch dorthin, je mehr Menschen im Netz sichtbar werden und ich dann eben davon ausgehen muss, dass mein Nachbar mitbekommt, was ich so poste.

    Es gibt auch schon einige Ansätze die unmittelbare Umgebung eines Netzbesuchers besser abzubilden. Natürlich zielte dass bislang nur auf den Konsum und nicht auf das Feedback der Nutzer untereinander…

    By the way, Zivilisierung arbeitet mit Angst und Abschreckung. Das ist bei allem wohl das Dilemma.

    Nochmals Danke
    Jörg

    1. Danke Jörg,

      man könnte das alles auch völlig umgekehrt denken: Das Netz zwingt uns dazu unsere analoge Zivilisierung neu zu denken und in Frage zu stellen. Es macht bereits bestehende Unzivilisierung sichtbar, denn ich glaube nicht, dass das Netz Unzivilisierung entstehen lässt. Das Netz zwingt uns auch dazu darüber nachzudenken wie wir real miteinander leben wollen. (Siehe Europa, Flüchtlinge etc. pp.)

      Institutionen (Gewaltmonopol) war ein ganz entscheidendes Werkzeug der Zivilisierungsprozesse. Aber eigentlich sind diese Institutionen bereits vorhanden, es gilt nun sie weiter auszubauen. Und Angst und Schrecken muss nicht sein. Es gibt andere Wege. Aber Angst und Schrecken wird immer dann eingesetzt wenn Angst und Schrecken Überhand nimmt.

      Das mit den Nachbarn finde ich sehr interessant. Und die von uns erläuterten Fälle (Arbeitsplatzverlust) deuten ja darauf hin, dass es stärker „im Analogen“ wahrgenommen wird. Das wird zunehmen. (Dabei sollten wir aber nicht vergessen dass gerade Großstädte unfassbar anonym sind und man dort mit Nachbarn zum Teil überhaupt nicht interagiert)

  4. Tine Nowak

    Die Amadeu Antonio Stiftung (für die u.a. Jula Schramm arbeitet) hat eine Broschüre zu Hatespeech herausgegeben (via Medienpädagogik Praxis Blog) https://www.medienpaedagogik-praxis.de/2015/04/29/tipps-zum-umgang-mit-hate-speech/.
    Zudem noch der Link zu einem wiss. Artikel zum Thema (http://www.medienpaed.com/globalassets/medienpaed/2014/buendgens-kosten1402.pdf) und eine Zusammenstellung zu allen möglichen Links zu Cybermobbing & Co: https://medientdecker.wordpress.com/2015/01/30/schulungsmaterial-zu-cybermobbing/. Und zuletzt der Hinweis auf ein internationales Projekt zu Hate-Speech: http://www.bricks-project.eu/

    Das nur mal als Ausschnitt: Es gibt noch einiges mehr, wenn man sich anfängt in der Jugendarbeit und Medienpädagogik umzuschauen.

    1. Danke Tine, für die Links und Ergänzungen!

  5. Rico

    Es war ehrlich gesagt schwierig anzuhören, wie ihr lange um die pedagogische Rolle diskutiert habt. Wer jetzt die Aufgabe übernehmen muss den Jugendlichen zu helfen. Ich finde die Firma – in den Beispiel Porsche – hätte einfach die Gruppe die sich beschwert hat ignorieren können. Was wäre im schlimmsten Fall passiert? Ein 3 Tage „shitstorm“ in den sozialen Medien und dann kommt irgendwas anderes was die Aufmerksamkeit einnimmt?

    In den USA werden comidians immer wieder angeprangert irgendwas rassistisches oder sexistisches gesagt zu haben. Dazu werden meist Sätze aus dem Kontext gerissen und auf Twitter gepostet. Dann wird gefordert, dass sich der Comedian entschuldigt oder dass die advertiser auf den Sender auf dem seine Show kommt keine Werbung mehr schalten.

    Bill Burr hat sich dazu mal geäußert – wenn man es ignoriert, merken die Gruppen dass sie keinen Macht haben und ziehen weiter zum nächsten aufreger.

    Zum Thema – wenn man jemanden beleidigt und ihn nicht sieht, dass es schädlich für die Entwicklung ist – dazu gibts ein Video von Louis c.k. als er bei Conan ist.

    P.S. Bare knuckle fight heißt es wenn man bei einem Kampf keine Handschuhe hat. Und nicht bare fist 🙂

    1. 1. Da wäre die Frage interessant gewesen ob das Unternehmen nur aufgrund von äußerem Druck oder auch aus innerer Überzeugung so gehandelt hat.

      2. Ich glaube in diesem Fall war es weder ein Comedian noch aus dem Zusammenhang gerissen. Diese Aussage war relativ eindeutig (im Sinne von nicht ironisch). Ob der gesamte 17-jährige Mensch deshalb gleich komplett in diesem Maße bestraft werden muss, wäre die andere Frage.

      Danke für die anderen Ergänzungen.

      1. Rico

        Ich denke ein unternehmen hat keine innere überzeugung. Ein Unternehmen orientiert sich immer am Profit. Wenn etwas dem Ruf des Unternehmen schädlich ist, demnach es weniger Geld machen wird – wird es handeln. Ich denke aber wenn niemand etwas gesagt hätte – hätte das Unternehmen von sich aus nicht gehandelt.

        Könntet ihr mir sagen in welcher Folge ihr das Gefangenen-Diemma besprochen habt?

  6. Ludwig

    Wieder eine tolle Folge, allerdings musste ich permanent an ein wirklich passendes Thema denken, was an zu vielen Stellen anschlussfähig gewesen wäre, als dass ich alle aufzählen könnte:
    Verschwörungstheorien, ihre Entwicklung im Netz und die Aufhebung einer Analog-Digital-Trennschärfe, durch entsprechende Demos (Chemtrails, NWO,…) und Stammtische (aber auch Reichsbürgerbewegungen etc.), die die anaolge Institutionalisierung bewältigt haben. Die angesprochenen Freund-Feind-Schemata, Aufhebung der Trennung von digitaler und analoger Welt, Emotionalisierung durch Ängste samt entsprechender Hassrhetorik, Auflösung von Gewissheiten, Erklärungsmustern und Wahrnehmung via Input von Misstrauen, IngroupOutgroup, heterodoxe Wissensbestände, Neuvermarktung und Publikation alter Feindbilder/Erklärungsmuster etc. (aus jüdisch-freimaurerischer Weltverschwörung hin zur Weltrepublik wird die NWO, überraschend gleiche Bildsprache), bewusstes Forcieren als politisches Instrument…
    Es gibt einige interessante Literatur über die historische Entwicklung seit der Französischen Revolution als geschichtlichem Epizentrum, bis heute mit entsprechenden Etappen der ideologischen Adaptierung (antiaufklärerisch-reaktionistische Kräfte, antikapitalistische Strömungen, faschistische und kommunistische Kräfte, überkonfessioneller Fundamentalismus…) und Schwerpunktsetzung (Satanismus, Homosexualität, Steuerung des Kapitalismus, Werkzeug der Bourgeoisie ebenso wie kommunistischer Kräfte, Dezimation der Bevölkerung durch Kranheiten/Impfungen/Chemtrails et cetera). Auch der Wandel von Wissensbeständen in puncto einzelner Gruppierungen ist durchaus interessant, so etwa im Fall der historischen Illuminaten (radikalaufklärerischer Bund mit kurzer Halbwertszeit im absolutistischen Zeitalter) und den heutigen Illuminati (satanistische Weltenlenker-Psychos aus Romanen, Youtube-Videos und „Wissensmagazinen“).
    Wäre ein Thema, das ich als Soziologe, Soziopodfan und persönlicher Freund eniger Freimaurer als spannend und fruchtbar einschätze und (mitunter leider) von vielen Blickwinkeln berühren durfte/musste (auch in Forendiskussionen).

    Ansonsten bitter weiter so!

    1. Ja das wären interessante Abzweigungen gewesen. Leider sind wir auf diesem Gebiet nicht wirklich bewandert. Von daher können wir dich nur ermutigen selbst was dazu zu machen. Danke jedenfalls.

  7. Peter Hennicke

    Hallo,

    zu dieser Episode habe ich eine Frage. Wir haben Meinungsfreiheit und es findet in Deutschland keine Zensur statt. Wenn wir jetzt anfangen bestimmte Äußerungen, auch oder gerade, wenn sie falsch und menschenverachtend sind, zu sperren oder zu läschen, gefährden wir dann nicht die Meinungsfreiheit oder leisten der Zensur Vorschub. Ihr habt in Eurer Episode über Rechtsextremismus den Satz gebracht „Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz“. Wäre das eine Rechtfertigung dafür?
    Dann gibt es auch Leute, die sich von ihren Vorurteilen verabschieden und umdenken. Wir kennen das aus der Bibel. Jesus sagt ein reuiger Sünder ist Gott lieber als 1000 Gerechte. Wie Patrick schon gesagt hat, wäre es viel besser mit den Leuten pädagogisch zu arbeiten. Was meint Ihr dazu?

    1. Nils Köbel

      Hallo,
      Die Freiheit einer Person endet immer da, wo die Grundrechte einer anderen Person gefährdet werden. Daher sind menschenverachtende/faschistoide Sprüche gerade nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt, wie das Neonazis immer wieder gerne behaupten. Und natürlich ist ein pädagogisches Arbeiten mit rassistischen Menschen sinnvoll und steht überhaupt nicht im Widerspruch hierzu.
      Beste Grüße,
      Nils Köbel.

      1. Peter Hennicke

        Hallo,
        erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort. Was mich allerdings noch immer umtreibt, ist das Problem, dass die Grenzziehung ab wann eine Aussage noch von der Meinungsfreiheit gedeckt ist und ab wann nicht, zu der „berühmt berüchtigten Schere im Kopf“ führen könnte. Und das wäre themenunabhängig. Vielleicht ließe sich das Übel an der Wurzel packen. Einige Leute wissen vielleicht gar nicht, was sie in die Welt hinaus posaunen. Ihr habt das Beispiel von dem Azubi bei Porsche in der Folge gebracht. Mir fällt da spontan von Adorno „Erziehung nach Auschwitz“ ein. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass die meisten menschenverachtende/faschistoide Sprüche von Leuten stammen, die noch nie mit einem Betroffenen gesprochen haben.

        Mir persönlich sind unsere Grundrechte sehr wichtig und ich finde es dringend nötig, dass die Politik dafür sorgt, dass der Hetze der Nährboden entzogen wird. Mir würde sowas wie eine Aufklärungskampagne vorschweben.

        viele Grüße

        Peter Hennicke

        1. Ich denke man kann sehr gut identifizieren ob es sich um eine sachbezogene Meinung handelt oder um eine personenbezogene Bedrohung oder Beleidigung. Sprüche wie „Die gehören vergast“ würde ich daher nicht in die Kategorie Meinungsfreiheit einordnen. Das wäre völlig absurd.

          Und ich bin mir sicher, dass der Großteil dieser verachtenden Sprüche sowieso nur dumpf aus der jeweiligen Sozialisierung heraus nachgeplappert werden. Reflexion, Bewusstsein oder intensive Auseinandersetzung mit der Thematik liegen da vermutlich gar nicht vor.

          Eine Aufklärungskampagne finde ich immer schwierig, weil sie aus einer Distanz erfolgt und meistens über mediale Kanäle erfolgt die von den betroffenen Personen sowieso nicht ernstgenommen werden. Sie haben sich vorab dagegen immunisiert. Was jedoch hilft ist Aufklärungsarbeit an vorderster Front. Streetworking, Schulbildung, Aufklärung im Freundeskreis, Aussteigerprogramme etc. pp.

          Und ich warne auch davor von einigen tausend Schreihälsen auf eine Millionen Bevölkerung zu schließen, man macht diese Hetze damit größer als sie ist. Ich will es nicht verharmlosen, aber das Licht der Aufmerksamkeit zieht natürlich auch die Motten an. Aufmerksamkeit (auch negative) verschafft Belohnung. Daher plädiere ich dafür die Aufmerksamkeit eher auf die positiven Beispiele zu richten, die oben beschriebenen Programme etc. pp.

          Ergänzend dazu vielleicht noch mein Blogartikel dazu: http://blog.karlshochschule.de/2015/08/20/hass-hetze-und-das-verbale-wettrusten-im-netz-ein-gedankengang/

          1. Nils Köbel

            Trotz Sozialisation sind Menschen verantwortlich für das was sie sagen/tun. Wir brauchen ein stärkeres zivilgesellschaftliches und politisches Entgegentreten gegen menschenverachtende/faschistoide Taten und Sprüche.
            P.S. zum Blog: Dass Identität nicht nur die Frage ‚Wer bin ich?‘ sondern auch ‚wer bin ich nicht?‘ ist, liegt auf der Hand, da es dasselbe bedeutet.

    2. Nicole

      Hallo Peter,

      Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht ebenso wie die Menschenwürde. Beides sind Menschenrechte und wirken nur im Kanon: es kann nicht ein Menschenrecht herausgehoben werden – in diesem Fall das Recht auf freie Meinungsäußerung – und einem anderen Menschenrecht gegenübergestellt werden – hier die Würde des Menschen, wenn sie durch die Meinungsfreiheit missachtet wird – an dieser Stelle hat die Meinungsfreiheit ihre Grenze.

      Ich hoffe das Hilft Dir etwas das aufzudröseln.

      Lieben Gruß

  8. Hey, that’s powelfur. Thanks for the news.

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