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Im neuen Soziopod diskutieren wir den Kommunitarismus in Abgrenzung zum Liberalismus und der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls. Mehr Infos auf http://soziopod.de
Im neuen Soziopod diskutieren wir den Kommunitarismus in Abgrenzung zum Liberalismus und der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls. Mehr Infos auf http://soziopod.de
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Vor einigen Jahren hatte ich mir Gedanken gemacht, woran es liegt, das wir Menschen oft so schlecht miteinander klarkommen. Eure Sendung hat mich wieder daran erinnert.
Daher hier der Link zu meinem Gedanken… Ob das dazu passt was ihr miteinander diskutiert habt weis ich noch so recht.
Liebe Grüße
manka
Sind Kommunitarismus und Kommunismus so weit auseinander? Also zumindest in solchen Aspekten wie Muse oder dass die Gesellschaft und nicht die Umstände derer im Mittelpunkt steht ( zB. Geld). Und für mich hört sich das auch ziemlich nach Postmoderne an, von wegen immer im Hier und Jetzt zu sein usw. Gibt es da zusammenhänge?
Ich denke, ich hab so eine Ahnung, warum man auf den Kommunitarismus so gut herumhacken kann. Als ich Herrn Doktor Köbel so zuhörte, erinnerte ich mich an Werbung: es werden dort doch zunächst Gefühlsbilder bedient, die kommunitaristisch sind: Familie, Gemeinscha , Freunde… Nur die haben kein Selbstzweck, sondern dienen dieser Kosten-Nutzen-Rationalität. Jan Böhmermann hat bei seinem Max Giesinger Diss dies als Wohlfühlpoetik in der Musikindustrie bezeichnet. Es ist recht einfach dies als Beschwichtigung zu enttarnen und naiv zu nennen. Der Kommunitarismus scheint naiv zu sein. Ein Marxist würde wahrscheinlich eine Art Ideologie oder Überbau vermuten. Ganz krass und nicht herabwürdigend gesagt: ich lebe das gute und gelungene Leben, während in Afrika Kinder sterben ( oder gar sie wegen mir sterben) . Man wäre dann doch wieder im alten Griechenland und dessen Luxusproblem der Tugendethik. Adorno selbst hat, denk ich, auf diese Gefühlskälte in solchen Zeilen hingewiesen im Kapitel „Hänschen klein“ von Minima Moralia. Vielleicht war auch “ Es gibt kein gutes Leben im falschen.“ eher so gemeint, dass das gute erkauft werden muss, sodass es auch immer etwas schlechtes an sich haftet.
Mir fällt auch gerade so viel ein. Wenn der Kommunitarismus auf Moral fußt, so kann man entgegen:“Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“
Was noch interessant wäre, ist, wie der Komm. mit Vergleichbarkeit umgeht. Dies wird ja als Ursprung des Unglücks bezeichnet, weswegen Geld durch dessen Hang alles vergleichbar zu machen auch insgesamt eher unglücklicher machen soll.
Sorry, wollte jetzt niemanden den Tag verdauen. Ich bin selbst ganz fasziniert von den Überlegungen. Hab mir auch mal auf YouTube ein Vortrag von Michael Brodt angesehen. Ich bin allerdings eher etwas pessimistischer, teils sogar misanthropischer als das.
Hat Spaß gemacht und macht weiterhin Spaß
MfG JR
Wieso arbeiten moderne Philosophen eigentlich nicht interdisziplinär mti Biologen und Verhaltenspsychologen zusammen anstatt sich alles selber in irgendwelchen abstrakten Gedankengebäuden und historischen Begriffen aus den Fingern zu saugen?
Als Programmierer weiss ich, dass ungetestete Gedankenkonstrukte in der Regel quatsch und voller Zirkelschlüsse sind. Ich verstehe dass es in der Philosophie um Perspektiven geht und darum gedanklich das menschliche sein auszuloten, aber die ganze Vorgehensweise dabei geht mir gehörig gegen den Strich.
Rant ende
PS: Ein Beispiel für ein Modell aus der modernen Wissenschaft das man für Philosophie-Konstrukte benutzen könnte: https://en.wikipedia.org/wiki/Big_Five_personality_traits
Die politische Philosophie beschäftigt sich mit der normativen Frage, wie wir zusammenleben wollen, die uns keine naturwissenschaftliche Erkenntnis beantworten kann. Wir kommen an der Geschichtswissenschaft und der Philosophie nicht vorbei und das ist auch gut so. Der Bezug zur Biologie und der Verhaltenspsychologie ist kein Garant für eine gerechte Gesellschaft, auch dies lehrt ein Blick in die Geschichte.
Habt ihr eigentlich Karl Popper diesmal erwähnt?
Für mich ist hier auch Karl Popper mit „Die Offene Gesellschaft und Ihre Feinde“ der Ansatz, welcher Aufzeigt, dass der Wunsch danach die antike Denkweise in moderne zu holen, genau wenn man die Philosophie des Aristoteles anschaut, ein Problem ist. So wie Ich Herrn Köbel verstanden habe, ist dies aber genau das Ziel des Kommunitarismus, welche somit in den von Karl Popper geprägten Begriff des Historizismus passen. So etwas würde ich mir heute nicht wünschen.
Was lange währt wird endlich gut. So auch diese lang ersehnte Soziopd-Folge.
Ich muss gestehen, dass ich den Begriff Kommunitarismus in der Ankündigung tatsächlich zum ersten mal gelesen habe. Deshalb kann ich fachlich nicht viel dazu beitragen.
Aber ich kann ein Beispiel ausführen, dass m.E. sehr gut dazu passt.
Herr Dr. Köbel spricht über „behinderte Menschen“ und wird von Herrn Breitenbach korrigiert, dass es korrekterweise „Menschen mit Behinderung“ heißen müsse.
Zum einen freut es mich natürlich sehr, dass hier auf diese sprachliche (zugegebenermaßen sehr feine) Unterscheidung eingangen wird. Zum anderen möchte ich anmerken, dass ich tatsächlich der Meinung bin, dass dies nur möglich ist, weil es einen Diskurs über das Thema Behinderung gibt. Und eben dieser Diskurs wird maßgeblich durch die Community der „Menschen mit Behinderung“ in Deutschland mitgestaltet. Dieser Diskurs findet natürlich zum einen innerhalb dieser Community statt, aber auch und eben gerade zwischen der Community auf der einen Seite und der Gesellschaft auf der anderen Seite.
Interessant finde ich den Prozess wie Normen und Werte aus den Communities in den gesellschaftlichen Diskurs und dann in die Gesetzgebung einfließen. Ein Beispiel dafür, ist das Bundesteilhabegesetz (BTHG), welches im Sommer vom Bundestag beschlossen wurde. Hier wurde aus dem Diskurs innerhalb der „Behinderten-Community“ ein Diskurs in der Gesellschaft (oder zumindest in Teilsystemen der Gesellschaft) und schaffte es schließlich in die Gesetzgebung. Wenn auch nicht mit dem Ergebnis, welches sich die Community sich gewünscht hat. Ich frage mich, wie das Gesetz ausgesehen hätte, wenn dieser Diskurs unter dem „Schleier des Nichtwissens“ geführt worden wäre.
Ich bin in dieser Folge ganz mit Herrn Breitenbach und seiner Kritik. Die Position des Kommunitarismus, zumindest wie von Dr. Köbel vorgetragen, ist leer. Natürlich lebt ein Mensch nicht von der Ratio, braucht Resourcen und Gemeinschaft um glücklich zu sein. Aber wenn die Resourcen begrenzt sind, und das sind sie immer, gibt es keine bessere Strategie als rational darüber nachzudenken was mir wichtig ist und was ich bereit bin dafür zu tun. Rationalität ist ein Mittel, kein Selbstzweck. Aber jede Philosophie die sich von der Rationalität abwendet führt auf Dauer zum Schaden aller, da sie schlechte Entscheidungen trifft.
Es geht beim Kommunitarismus auf keinen Fall darum, sich von der Rationalität abzuwenden, sondern verschiedene Facetten des Menschen zu thematisieren. Die vernunftgeleitete Moraltheorie (wie die von Rawls) soll ja gerade nicht zurückgewiesen, sondern ergänzt werden durch Fragen des guten Lebens, die auch sinnliche Aspekte beinhaltet.
War ne spannende Folge! Was es allerdings teils schwer verständlich machte, war der Eindruck, dass Ihr häufiger aneinander vorbeiredet. Während der eine beantwortete, wie der Kommunitarismus auf die zu individualistischen Tendenzen von Rawls & Co reagierte, beantwortete der Andere, wie man den heutigen gesellschaftlichen Spaltungen abhelfen müsste. Vll wär es besser, wenn ihr vorab klärt, auf welche Frage jeweils grade geantwortet werden soll, dann gehts nicht so durcheinander. Und: dauernd unterbrechen und beide gleichzeitig reden nervt bisschen, weil man dann weder dem einen noch dem anderen Gedankengang folgen kann 🙂
Könntet ihr noch aufschreiben, was das für ne Doku über den Ku-Klux Klan war? Hab eben gegoogelt, finde aber nix in der Art..
@Katherina: https://en.wikipedia.org/wiki/Daryl_Davis
@Soziopod: Ich finde etwas schade, dass ihr Rawls etwas verkürzt. Rawls geht es ja bei seinem idealen Verfahrensentwurf um die Begründung der Gerechtigkeitsprinzipien, denen sich eine Gesellschaft und ihren politischen Institutionen verpflichtet sehen dürfen und über die nicht ständig erneut entschieden werden darf. Bei konkreten Entscheidungen spielt der Schleier des Nichtwissens nur insofern eine Rolle, dass die Gerechtigkeitsprinzipien innerhalb des demokratischen Prozesses uneingeschränkt gelten. Vielleicht nur ein kleiner Unterschied, aber er zeigt, dass dies eigentlich ein kantischer Begründungsgedanke ist.
Vielen Dank für die umfangreiche Darstellung zum Kommunitarismus. Leider wird dieser theoretische Konstrukt zu selten diskutiert. Während meines Studiums haben wir viele Vorlesungen hierzu besucht. Trotzdem, ist diese Theorie wenig bekannt. Ich glaube es liegt daran, dass es nicht so spektakuläre Gedanken hervorruft. In der Gemeinschaft teilt man, schützt einander, findet sich selbst nicht so wichtig und lernt von einander. Mir gefällt an diesem Ansatz, das gefragt wird: was ist ein gutes Leben? Was ist ein gelungenes Leben? Daraus ist auch die Lebensqualitätsforschung entstanden. Als Erziehungswissenschaftlerin reicht mir der Aspekt der Vernunft nicht aus. Als Erziehungswissenschaftlerin sage ich, eine Gesellschaft muss in der Lage sein“Inklusion“ umzusetzen. Leistung kann nicht der Wert einer Gesellschaft sein. Sondern, freie Bildung, Kreativität, Freundschaft, Muße, in sich ruhen, Achtsamkeit, Einfachheit, und vieles mehr…Vielen Dank für die Sendung!
Danke für die tolle Sendung!
Die Kommunitaristen wurden im philosophischen Radio (WDR 5) im Vergleich mit den Kosmopoliten diskutiert.
Ist das Kosmopolitische eine Überforderung für die Kommunitarier?
Ich verstehe ja nicht viel von dem was ihr redet ! Deswegen höre ich ja auch immer wieder zu-Horizonterweiterung.
Und der Podcast ist fast 2 Jahre alt. Aber dieses verschläfene, langatmige, gemütliche hat noch immer seinen Charme !
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